Die Feigen waren feige.
Leise, für
Menschensinne kaum wahrnehmbar,
zitterten sie an ihren Ästen.
Angesichts
der Leitern, Eimer, Stöcke (für die ganz oben im Baum)
war klar: Ihre Stunde hatte
geschlagen.
Traurig, furchtsam, aber auch ein klein bisschen freudig
erregt
ergaben sie sich in ihr Schicksal, in's
Gepflücktwerden.
Nein, nicht alle.
Fridolin war eine
mutige Feige, nicht feige.
Mit scharfem Blick und wachem Verstand erfasste er
die Situation.
Es gab nur den einen Ausweg, es musste sein. Endstation.
Verzagt schaute er zum Boden hinab. Zwei,
drei Meter.
Oh jeh, ein wahrer Abgrund für eine Feige.
Tief durchatmen,
locker machen, und . . . ja und? . . . loslassen.
Eine schwere Übung, nicht
nur für Feigen. Kaum zu fassen.
Die Schwerkraft tat ungerührt, was sie tun
muss.
Fridolin wollte die Augen nicht schließen, wollte offenen Auges
den
Aufprall erleben, der seine Bestimmung war.
Es kam anders. Ganz anders. Wie
wunderbar.
Er hatte nicht mit dem kleinen Jungen
gerechnet,
der flink wie ein Wiesel nach ihm griff.
Fridolin in seinem
Flug, noch in der Luft erhaschte.
Und stolz auf sein Geschick mit Genuß
vernaschte.
„OK“ dachte Fridolin, selig
lächelnd,
noch beim ersten Biss:
„Etwas unvermittelt diese Wendung, aber
wahrlich gut“.
Auch Feigen träumen, dass sie mal jemand vernaschen
tut.
Die Liebe und die Integrität begegneten sich auf der Straße. Wie es der Zufall so wollte - den es übrigens gar nicht gibt, aber das ist eine andere Geschichte. Sie kannten sich vorher nicht.
"Hey, wer bist Du denn" fragte die Liebe, herzlich wie es ihrer Natur entspricht. "Ich" sagte die Integrität schmunzelnd "bin die Kraft, die den Mond so malen kann, dass er Dir erscheint wie fließendes Silber".
"Ja" erwiderte die Liebe, konzentriert über die Worte denkend "Wie Quecksilber, das flüssige Metall. Wird es verschüttet, findet es stets zu sich zurück. Du bist die Treue zu Dir selbst".
"Das hast Du schön gesagt" erwiderte die Integrität, sichtlich ergriffen. "Jetzt sage mir, wer bist Du?" Die Liebe strahlte. Sie hat ein stilles Wesen und genießt es, wenn wir uns ihr zuwenden. "Ich berühre die Wolken am Himmel, ohne ihre Gestalt zu verändern".
Die Integrität lachte "Du verstehst es auch, in Rätseln zu sprechen". Dann wurde sie wieder ernst, sie neigt dazu: "Wolltest Du die Wolken, die Seelen in der Berührung verändern, wärst Du nicht die, die Du bist".
Da schwiegen beide. Sie hatten sich Seite an Seite auf eine Bank gesetzt, im stillen Einvernehmen. Schließlich, nach endlosen Minuten, fragte die eine – wir sagen Euch nicht welche, das dürft ihr entscheiden: "Glaubst Du, wir kennen uns aus einem anderen Leben?"
Die Türe zu meinem Leben, meine
Lebenstüre.
Jahrzehnte lang wollte ich sie öffnen,
vergeblich.
Gedrückt, so fest es ging -
nichts.
Sie schien sich nur noch fester zu schließen.
Zunehmend verzweifelt, gegen die Türe getrommelt.
Getreten habe ich sie "So geht doch endlich
auf!"
Ich konnte die Stimmen hinter
dem Holz hören.
Das Lachen. Da war Licht, auf meiner Seite
Dunkel.
Erschöpft, mit blutigen Händen,
keuchend und weinend
Habe ich von der Türe abgelassen. Ich konnte nicht
mehr.
Und da! Von selbst, leise
knarrend, schwang das Türblatt auf.
Die Türe zu meinem Leben, meine
Lebenstüre.
Ich hatte sie selbst verschlossen. Mit all'
meiner Kraft.
Ich hatte nie gefragt, in welche Richtung sie aufgeht.
Müde ruhelos voller
Gedanken
1000 Blitze keiner zu fassen
mein Leben ist gut aber die Vergangenheit
lebt in mir
es sind nicht die Gedanken
es ist nicht der Intellekt
die Vergangenheit sie lebt in meinem Körper
Ich kann 20 Stunden arbeiten
wenn ich brenne
ich spüre die Schöpfung
zu viel für Worte
gib mir eine Kamera
gib mir einen Pinsel
eine Leinwand
Farben
und gib mir Musik
Ich höre Dir zu ich stimme Dir zu
aber ich bin woanders
ich bin in der Vergangenheit
nur mein Körper ist im Jetzt
wie absurd
die Vergangenheit
sie lebt doch in meinem Körper
nur die Gedanken sind im Jetzt
Was denn nun?
Dann werde ich müde
ich flüchte in den Schlaf
wenn ich erwache werde ich nicht wach
das aufwachen strengt mich so an
dass ich davon ermüde
ich höre Dir zu ich stimme Dir zu
aber ich bin woanders
Gib mir Farben
gib mir Musik
ohne Gedanken
ist die Vergangenheit kraftlos
ohne Gedanken
fließen die Formen
die Farben das Licht
die Bilder malen sich selbst
und ich darf dabei sein