Jochen Schnepf   Bildender Künstler

Ursuppe

Die Reliefs wachsen zu Skulpturen,
die Angst haben, die Leinwand loszulassen

Gold , die Farbe der Heilung

Weiße Bilder ohne Farben, wie soll das gehen? Die Leinwände von Jochen Schnepf sind alles andere als leer. Er arbeitet mit Faktur-Relief, das er mit Spachteln, mit Naturmaterial, mit den Fingern aufbringt. Intuition und Konzept im Einklang. Das Finish bekommen die Werke mit Titanweiß, dem reinsten Weiß, das er gefunden hat.

Einige der Werke waren bei Tatorte Kunst in Wiesbaden ausgestellt. Da waren sie noch vollständig weiß. "Erst danach habe ich das Gold ergänzt, die Farbe der Heilung". Deshalb empfindet er die Ausstellung in Geisenheim als besonderen Glücksgriff. Die "Impulsräume" der Heilpraktikerin Simone Walter und der Klangpädagogin Ulrike Burckard. "Heilung im ganzen Raum, besser geht's nicht".


Fokussierung der Aufmerksamkeit
durch Reduktion, durch Verzicht

2011 die Spurensuche. Bei den Kunsttätern suchen Fotografien den Dialog mit Skulpturen. In der Nacht vor der Vernissage alle Bilder aus den Rahmen genommen, sie wollten frei sein. Später Malerei mit Tonschlicker bei Margit Bayer in der Kunstwerkstatt Rauenthal. Die Bilder entwickeln Haptik, Risse, Eigenleben.

2015 die Begegnung mit Faktur. Wieder das Drängen in's Außen. Die Reliefs wachsen zu Skulpturen, die sich nicht trauen, die Leinwand loszulassen. Das überbewusste Rauschen der Fakturmasse. Die Ursuppe.

Das Unwillkürliche bleibt führend, der Verstand darf beitragen. Gemeinsam formen sie die Ursuppe zu Projektionsflächen. Für die inneren Filme der Betrachter. Fokussierung der Aufmerksamkeit durch Reduktion, durch Verzicht.

Die Werkserie "Ursuppe" bei Tatorte Kunst 2016